Kodersdorf  
  
 
 
 
 

 
 
Biographie

Adolf Traugott von Gersdorf wurde am 20. März 1744 auf dem Rittergut Niederrengersdorf- dem heutigen Gemeindeamt - als Sohn des kursächsischen Oberst Karl Ernst von Gersdorf geboren. Sein Vater starb, als er ein Jahr alt war. Seine Mutter, Johanna Eleonora geb. von Richthofen, schloss eine zweite Ehe mit dem Vetter ihres verstorbenen Gatten, Karl August von Gersdorf. Dieser Mann erweckte bei A. T. v. Gersdorf das technische und ökonomische Interesse und das Bestreben, alle entsprechenden Einrichtungen nach dem neuesten Stand der Erkenntnisse zu verbessern.

A. T. v. Gersdorf wurde nicht, wie zu der Zeit üblich, von einem Dorfgeistlichen unterrichtet, sondern sein Stiefvater ließ ihn von sechs qualifizierten Hauslehrern ausbilden. In den Jahren 1762/63 besuchte von Gersdorf die oberen Klassen des Görlitzer Gymnasiums. Ab 1763 begann er sein Studium an der Leipziger Universität. Er belegte Vorlesungen über Moralphilosophie, Universalgeschichte, Botanik, Ökonomie, Baukunst und Maschinenbau. Parallel dazu eignete er sich zielstrebig Methoden des wissenschaftlichen Forschens an. A. T. von Gersdorf beendete sein Studium mit dem Erwerb des akademischen Magistergrades.
Von Gersdorf war an der Unabhängigkeit der Wissenschaft von der kleinstaatlichen Politik interessiert und vertrat den Standpunkt: „dass Wissenschaft und Bildung zur Erziehung des Menschengeschlechts mehr beitragen als Parteinahme an politischen Auseinandersetzungen“. Außerdem stellte er den ökonomischen Besitz als Verantwortung gegenüber den ihm anvertrauten Menschen in den Mittelpunkt. Eine Studienreise durch Sachsen und die dabei gewonnenen Erkenntnisse beeinflussten wesentlich sein ökonomisches und naturwissenschaftliches Denken.

Im September 1766 verließ er Rengersdorf und begann seine Tätigkeit als Gutsherr in Meffersdorf. Nach dem Tode der Mutter 1769 wurden weitere Erbanteile von den Gütern in Niederrengersdorf, Kleinkrauscha und Kodersdorf seiner Leitung unterstellt. Von 1770 bis 1789 lebte und forschte er dann in Niederrengersdorf.
Im Jahre 1779 gründete er zusammen mit Karl Gottlob Anton die Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz, welcher er in einer Schenkungsurkunde von 1801 seine Bibliothek, seine wissenschaftlichen Apparate, Instrumente, Aufzeichnungen, seine Sammlungen an Mineralien, Landkarten, Kunstwerke, einschließlich des dazugehörigen Mobiliars und seine Brieftaschen nach seinem Tode übereignete.

1789 zog er erneut nach Meffersdorf und es begann eine neue Phase seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Adolf Traugott von Gersdorf verstarb am 16. Juni 1807 auf seinem Gut in Meffersdorf. Seine Ehe mit Rahel Henriette von Metzrad blieb kinderlos.
Bereits seinen Zeitgenossen war von Gersdorf wegen seiner wissenschaftlichen Vielseitigkeit und Exaktheit wie auch als Menschenfreund bekannt. Er betätigte sich während seines ganzen Lebens als Mineraloge, befasste sich mit der Topografie der Oberlausitz, mit der Verbesserung der Landkarten und mit Landvermessungen, mit Meteorologie und Klimatologie und seit 1790 besonders intensiv mit der Elektrizitätslehre und ihren verschiedenen Zweigen. A. T. von Gersdorf führte sehr viele Reisen und Exkursionen durch. Er nutzte diese stets um Beobachtungen durchzuführen sowie Erfahrungen zu sammeln. Seine Reisen führten ihn unter anderem durch ganz Sachsen, ins Riesengebirge, nach Karlsbad, nach Koblenz am Rhein und an den Bodensee. Der beeindruckendste Reisebericht ist der über die Erstbesteigung des Montblanc. Als einziger authentischer Augenzeuge berichtete er darüber mit einer nicht zu überbietenden Genauigkeit.
Ein weiteres wissenschaftliches Betätigungsfeld waren die meteorologischen Studien. Er begnügte sich nicht mit alten Bauernregeln, sondern erkundete die Ursachen der klimatischen Bedingungen und Verhältnisse. Seine meteorologischen Studien gingen aber auch über in elektrophysikalische. So beobachtete er Gewitter und Blitzeinschläge und versuchte Ursachen und Zusammenhänge zu erkennen. Von Gersdorf ist es zu verdanken, dass in der Oberlausitz der Blitzableiter eingeführt wurde.

Ein besonderes Anliegen für ihn war die Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit der armen Dorfbevölkerung. Sein Schaffen auf diesem Gebiet war von dem Gedanken getragen, „dass der Stärkere dem Schwächeren zu helfen hat“.
Das beweist auch die Aufhebung der Erbuntertänigkeit auf seinen Gütern, die finanzielle Unterstützung unbemittelter Schüler, sowie seine Sorge für die in Armut lebenden Menschen.